Ich erhielt eine Anfrage, den Schauspieler Jonas Dassler mit sächsischem Dialekt für den Film „Der goldene Handschuh“ von Regisseur Fatih Akin zu coachen. Der damals 23-Jährige sollte Fritz Honka spielen, einen Serienmörder, der in Sachsen aufwuchs, in den 1950er-Jahren nach Hamburg floh und dort vier Frauen ermordete. Ein schweres Thema mit viel Brutalität – und dann sollte die Hauptfigur auch noch sächseln! Jonas Dassler musste sich in einen solchen Menschen hineindenken, sich physisch und psychisch total verändern und verausgaben. Den ganzen Tag musste er mit einer Prothese auf der Nase herumlaufen… und dann auch noch sächseln!
Ich war skeptisch. Die Begegnung mit Jonas, seine Haltung, seine Neugierde, sich dem Sächsischen insgesamt zu nähern, überzeugte mich.
Wir probten in Berlin, Wittenberg sowie am Drehort in Hamburg. Und, wir übten regelmäßig per WhatsApp-Sprachnachrichten. Ich gebe zu, ein wenig habe ich auch den Drehbuchtext „korrigiert“. ;o)
Meinen Hauptfokus legte ich darauf, kein derbes, sondern ein verhaltenes Sächsisch zu lehren. Was mich freute, Jonas übte sehr fleißig und in der Filmkritik spielte das Sächsisch keine Rolle. Es war eben zu hören, jedoch nicht dominierend und auffallend. Das war für mich das Zeichen, dass es genau passend war. Spannend war zudem, zu erleben, wie in den Hallen der Produktionsfirma die Wohnung des Serienmörders nachgebaut wurde.